Über Imker
„Sind Sie auch Imker“? Das fragte mich ein kleines Mädchen in einem Hotel anlässlich einer Imkerschulung. Offensichtlich hatten ihre Eltern darüber gesprochen, dass eine Gruppe Imker im Hotel angekommen war. In ihren Worten lag ein gewisser Respekt, fragende, etwas ratlose Augen suchten einzuschätzen, wie diese Menschen, die sich Imker nennen, wohl einzuordnen seien. Das geht aber nicht nur kleinen Mädchen so, denn den Imkern haftet in den Augen vieler Menschen etwas Exotisches an. Wie kann man nur an diesen stachelbewehrten Wesen Freude finden? und überhaupt, was machen die da eigentlich?
Nun, Imker beschäftigen sich mit der Haltung von Bienen zur Gewinnung von Honig, ggf. auch anderer Bienenprodukte wie Bienenwachs, Pollen, Propolis. Engagierte Bienenhalter sind gleichzeitig Züchter, d. h., sie versuchen durch gezielte Zuchtauswahl ihre Bienen nach positiven Eigenschaften zu selektieren, wie etwa Sanftmut, Honigertrag, geringe Schwarmneigung, ruhigen Wabensitz. Das ist wegen der Eigentümlichkeiten der Biene, -die Jungköniginnen paaren sich einmal im Leben auf ihrem Hochzeitsflug mit mehreren Drohnen, die wiederum keine Väter haben, sondern nur Großväter- nicht so einfach wie in der Viehzucht. Außerdem hat der Imker, lässt er seine Jungköniginnen zu Hause auf seinem Stand fliegen, keinen Einfluss darauf, welche Drohnen zum Zuge kommen. Maßnahmen an einem Bienenvolk erfordern zwingend Einblick und Kenntnisse in die Biologie der Biene, etwas, was dem „normalen“ Menschen fehlt, so dass ihn die Imkerei befremdet.
Eines ist mal sicher: wenn Bären Bienen in ihren Höhlungen ausrauben konnten, dann konnte es auch der Mensch. Er hat zwar nicht so ein dickes Fell, aber doch mehr Grips, um sich den Bienen überlegter zu nähern und auch gezielter vorzugehen, um ggf. dasselbe Bienennest wiederholt nutzen zu können. Später ging es nicht nur um die Honigernte, sondern auch um den Erhalt und die Pflege von Bienenvölkern.
Das geschah früher, als man ursprünglich glaubte! In „Dr. Biene“ verweist Paul Uccusic, auf verschiedene Stellen der Bibel, wo von Honig gesprochen wird und sagt: „daraus abzuleiten, die alten Hebräer hätten Bienenzucht betrieben ist kühn – aber auch nicht widerlegbar“. Doch inzwischen ist seine kühne Behauptung eindeutig belegt: bei archäologischen Ausgrabungen der Hebräischen Universität Jerusalem in Tel Rechov wurden 2006 unter einer Schuttschicht eingestürzter Mauern die Reste von 30 Bienenstöcken gefunden, die gesamte Anlage bestand möglicherweise aus 100 Bienenstöcken, das Ganze datiert in das 10. Jh. v.u.Z.!! Die Bienenstöcke waren aus ca. 80 cm langen Tonröhren mit einem Durchmesser von 40 cm geformt, wie sie noch heute so oder ähnlich im Mittelmeerraum, Afrika und Arabien anzutreffen sind.
( Quelle:wikipedia.org )
Bei uns im heimischen Raum wurde das Bild der Bienenwohnung durch die in hohlen Bäumen nistenden Bienen geprägt. Zitat aus „Heinr. Thie´s Handbuch des praktischen Wissens für Bienenzüchter“ 1925 :Auch unsere Vorfahren, die alten Germanen schätzten die Biene. Sie lieferte ihnen den Honig für den Met, ohne welches Getränk man sich damals das Leben nicht lebenswert vorstellen konnte. Von einer rationellen Pflege der Bienen war in damaliger Zeit allerdings noch nicht die Rede. Erst um das fünfte bis sechste Jahrhundert u. Z. ging man zur eigentlichen Hausbienenzucht über. Aus dem Mittelalter sind die Bienenzeitlergilden bekannt. Die berühmteste war in Nürnberg, aber auch in Schlesien, Brandenburg und Pommern gab es ähnliche Gilden. Die Zeitler besaßen behördlich garantierte Rechte, wofür sie Abgaben in Form von Honig und Wachs zu entrichten hatten. Honig und Wachs bildeten damals bedeutende Handels- und Ausfuhrartikel und brachten reichen Gewinn. Aus diesem Grunde unterzogen sich die Zeitler gern den Mühen und Beschwerden, die Schwierigkeiten bei der Gewinnung der Ernten zu überwinden. ( Ende des Zitats ).
Die Schwierigkeiten sahen so aus, dass die Zeitler damals von Bienen bewohnte hohle Bäume in den Wäldern suchten, diese je nach Höhenlage besteigen mussten, um an der Rückseite eine verschließbare Öffnung in den Baum zu schlagen, aus denen dann Honigwaben geschnitten wurden, eine schweißtreibende und bei der Wehrhaftigkeit der Bienen schmerzvolle Angelegenheit. Faule Leute unter ihnen kamen dann auf die Idee, die Bäume zu fällen und den Teil des Baumstammes, wo die Bienen ihr Nest gebaut hatten, zu Hause im Garten aufzustellen. Daher der Name „Bienenstock“ für eine von Bienen bewohnte Behausung. Später stellte man die Nisthöhle selber her, indem ein ca. 1 – 1½ m langer Baumstamm mit einem Durchmesser von ca. ½ m ausgehöhlt wurde, vorne mit Flugöffnung, hinten mit Tür. Er hatte gewisse Ähnlichkeit mit einem Backtrog, auch genannt Bäckerbeute, daraus wurde der heute gängige Ausdruck „Beute“ für Bienenwohnung ( Quelle: „Heinr. Thie´s Handbuch des praktischen Wissens für Bienenzüchter“ 1925 ).
In anderen Gegenden lernte man, die Bienen in geflochtenen Stroh- und Weidenkörben zu halten, was eine rationellere Bienenhaltung ermöglichte. Das Bienenvolk machte das alles mit, weil es zum Schutz seines Nestes auf eine witterungsgeschützte Wohnung angewiesen ist und letztlich ist es ihm egal, ob es sich um einen natürlichen Hohlraum oder um einen vom Menschen künstlich geschaffenen Hohlraum handelt.
Aus dieser Zeit stammt auch das Wort „Imker“, eine Kombination des nieder-deutschen Wortes „Imme“ ( für „Biene“ ) und „Kar“ ( für „Korb“, „Gefäß“, Quelle: wikipedia.org ). Die Bezeichnung ist also aus der Historie entstanden: um Bienen zu halten, brauchte man „Immen“ und eine Wohnung für sie, das waren früher z. B. Körbe aus Weidengeflecht oder Stroh, letztere noch heute in der Lüneburger Heide anzutreffen. Aus demjenigen, der dafür sorgte wurde dann in der Wortschöpfung „Imker“. Im Englischen ist man da weniger poetisch, die „Imker“ dort heißen „Beekeeper“ = Bienenhalter.
„Der Imker galt früher als ausgemachter Fachmann, auf dessen Wissen und Fähigkeiten man nicht verzichten konnte. Anders als in anderen handwerklichen Berufen konnte die Arbeit nicht kurzzeitig ( Leiharbeitern, Erntehelfern ) übergeben werden, da man die Eigenheiten der Völker kennen musste und ihr Verlust nur schwer und aufwändig ersetzbar war. Ein erfahrener Imker sah sofort, in welchem Zustand sich seine Bienenvölker befanden, konnte dieses umfangreiche Wissen aber schlecht in kurzer Zeit vermitteln. Deshalb galten Imker als Einzelgänger, deren eigentliche Arbeitstätigkeit nie so recht bekannt wurde. Das auch, weil summende Bienen unerfahrene Zuschauer auf Abstand halten. Da ein gestochener Imker keinen Schmerz zeigt, sondern ruhig weiter arbeitet, galt er zudem als abgehärtet oder unerschrocken. Da die Tätigkeit auch im hohen Alter noch ausgeführt werden kann, wurde die Imkerei oftmals den Alten übertragen. Imker wurden mit Alter, Weisheit und Erfahrung, aber auch mit Verschrobenheit assoziiert.
Dieses Bild ist mit der industriellen Zuckerherstellung zu Anfang des 19. Jahrhunderts, dem späteren Honigimport und der somit sinkenden Bedeutung des Imkerberufs im ländlichen Bereich in den Hintergrund getreten. Heute gilt der Imker eher als selbstbestimmter Landwirt, der in der Natur tätig ist und sich seine Arbeitszeit frei einteilen kann“. ( Zitat aus wikipedia.org )
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es revolutionierende Veränderungen in der Bienenhaltung. Dr. Johann Dzierzon ( 1811 – 1906 ) wollte mehr Einblick in das Brutnest des Bienenvolkes bekommen. Dazu versah er seine Bienenstöcke mit Leisten als Oberträger für die Waben, so dass er diese an den Leisten angebauten Waben herausnehmen und betrachten konnte. Er war es, der die Parthegonese, die eingeschlechtliche Fortpflanzung, bei den Bienen entdeckte ( d. h., die Drohnen, die männlichen Bienen, entstehen aus unbefruchteten Eiern ). Seine Beuten hatten den Nachteil, dass die Bienen die Waben seitlich noch an den Wänden anbauten und er diese bei jedem Herausnehmen mühsam seitlich der Kastenwand schneiden musste. August Freiherr von Berlepsch (1815 – 1877 ) beseitigte diesen Nachteil, indem er die Dzierzonschen Oberträger mit zwei Seitenteilen und einer untere Leiste versah, so dass das ganze Rähmchen mit der darin gebauten Wabe mobil beweglich war, ohne mit dem Messer daran herumschnippeln zu müssen. In seinem Buch „Bienenzucht“ S. 35, schreibt er dazu: “Die Rähmchen-schenkel stehen von den Stockwänden jederseits 0,6 cm ( 6 mm ) ab“. Eine epochale Entdeckung zur Imkerei mit beweglichen Rähmchen! War der Abstand kleiner, bauten die Bienen das Rähmchen dennoch an der Kastenwand an und aus der Imkerei mit beweglichen Rähmchen wurde eine Quälerei für Imker und Bienen. Etwa zur gleichen Zeit war diese Entdeckung 1851 von Lorenzo Lorraine Langstroth ( 1810 -1895 ) in Amerika gemacht und publiziert worden, ohne in´s Bewusstsein der europäischen Imker zu dringen. Seine Empfehlung für den „bee- space“ genannten Abstand zwischen den Rähmchen und den Wandungen der Beute: 3/8 Zoll = 9,5 mm. Die Bedeutung dieser Entdeckungen wird, wenn überhaupt, erst in der neueren deutschen Bienenliteratur ausreichend gewürdigt, 8 +/- 2 mm gilt heute unter Eingeweihten der „bee- space“ = notwendige bienengemäße Abstand zwischen allen Beutenteilen und den Rähmchen, alle anderen Abstände kleiner oder größer führen zu Verbauungen durch die Biene ( Quelle: Grout / Ruttner „Beute und Biene“). Manchmal hat man den Eindruck, dass sich diese Erkenntnis noch nicht bei allen Beutenherstellern herumgesprochen hat. Der Einfluss Langstroths, gefördert durch den tüchtigeren Geschäftsmann Charles Dadant ( 1817 – 1902 ), der ursprünglich zwar sein eigenes Maß für die Rähmchen propagierte, dieses aber vernünftigerweise der Lang-stroth- Länge anpasste ( „Dadant- modifiziert“ ), ist so gewaltig, dass die Langstroth- Beute“ heute das Maß ist, welches sich weltweit ( neben der „Dadant- Beute“) durchgesetzt hat.
Dagegen sind die deutschen Imker mehr als 100 Jahre hinterhergehinkt und immer wieder neuen Heilsversprechungen von Imkertüftlern für die „beste Beute“ gefolgt. Erst in den letzten Jahren setzt sich in fortschrittlichen Imkerkreisen die Erkenntnis durch, dass die Biene anpassungsfähiger ist, als man glaubte und die Frage des richtigen Bienenkastens mehr eine Frage der rationellen, und damit kostengünstigeren Herstellung in großen Serien bewährter Beutentypen sein sollte, als dem oft kleinkrämerisch wirkenden „Kokolores“ regionaler Erfinder zu folgen.
Seit 1978 setzt sich die „Arbeitsgemeinschaft der Magazinimker e. V.“ für eine einheitliche Beute nach dem Muster Langstroths und Dadants ein, doch scheint es sehr schwer, verkrustete Strukturen aufzubrechen, da der Einfluss der „Heilsbringer“ speziell in den deutschsprachigen Ländern noch immer nachwirkt bzw. in der einen oder anderen Form neu auflebt.
Unabhängig von den „Glaubenskriegen“ über die „richtige“ Art der Bienenhaltung erweisen sich Imker oft genug als solche Menschen, die von der Liebe zur Natur geprägt sind und mit immer neuem Staunen diese Wunderwelt erleben, die zu wunderbar ist, um dem Zufall zugeschrieben werden zu können. Nicht wenige werden gern dem Psalmenschreiber zustimmen, der, überwältigt von der Vielfalt der Schöpfung, seinen großen Schöpfer mit den Worten pries:
„Wie viele sind deiner Werke, o Jehova! Sie alle hast du in Weisheit gemacht. Die Erde ist voll deiner Erzeugnisse“. ( Psalm 104:25 )