Über Bienen
Wir sprechen hier von Honigbienen, es gibt auch eine Vielzahl von Wildbienen, die eine andere Lebensform haben und keine Staaten bilden, wie die Honigbiene.
Wer kennt sie nicht, die Bienen? Jeder weiß, wer gemeint ist, Weltruhm erlangte die „Biene Maya“ des Dichters Waldemar Bonsels. Doch das von ihr vermittelte Bild mit den schwarz- gelben Hinterleibsringen ist zumindest für den heimischen Raum irreführend. Und so zeigt es sich im Alltag, dass Menschen vor „Bienen“ Angst haben, die auf der Terrasse am Obstkuchen naschen oder an der Limonade, doch diese „Bienen“ heißen….Wespen! Sie sind schlanker und wendiger als Bienen und haben einen schwarz- gelb geringelten Hinterleib, während die Bienen des heimischen Raumes einen grauen bis dunklen, manchmal auch braunen Hinterleib mit dunklen Ringen aufweisen.
Liegt es an der Darstellung der Romanfigur Maya durch den US- Zeichner Marty Murphy, dass viele Leute Wespen mit Bienen verwechseln, oder liegt es an der Entfremdung des Menschen zur Natur? Mehrfach wurde ich bereits als Imker angerufen, weil sich „ein Bienenschwarm“ im Dachbereich niedergelassen habe, was sich bei näherer Betrachtung als Wespennest entpuppte. Ob ich es „weg“ machen könne war dann der oft geäußerte Wunsch. Ich versuche den Leuten dann klar zu machen, dass von diesen Insekten selten Gefahr ausgeht. Warum sollten sie stechen? Der Stachel ist ein Verteidigungswerkzeug, und lässt man die Viecher in Ruhe, lassen sie einen auch in Ruhe!
Wer dagegen aus Angst mit der Hand nach ihnen schlägt, erreicht das Gegenteil, weil dadurch der Verteidigungsinstinkt geweckt wird, und da reagieren Wespen schneller als Bienen, da sie es sind, die den Menschen nahe kommen, wenn der Obstkuchen oder die Limonade auf dem Gartentisch steht. Für Bienen sind diese Angebote nicht verlockend, sie summen lieber im Garten von Blüte zu Blüte, ohne sich um Menschen und ihre Kuchen zu kümmern. Ernst wird es nur, sollte sich eine Biene aus Versehen in den Haaren eines Menschen verfangen, etwa weil sie erschöpft ist und ausgerechnet unser Haupt als Notlandeplatz ausgesucht hat. Dann fühlt sie sich gefangen und versucht in ihrer Not, den Stachel anzusetzen, begleitet von zischenden Summtönen höherer Frequenz. In einem solchen Notfall hilft meist nur das beherzte Totdrücken des Tieres ( Vorsicht, der Stachel ist auch noch kurz nach dem Tod der Biene aktiv ). Das hört sich brutal an, aber einerseits würde sie eine „Befreiung“ selten als solche zu würdigen wissen und sich mit einem Stich für diese Notlage revanchieren, zum anderen stirbt sie nach einem Stich sowieso, weil der Stachel stecken bleibt und mitsamt den Eingeweiden aus dem Hinterleib gerissen wird. Sollte man wirklich mal von einer Biene gestochen worden sein, muss man sofort den Stachel entfernen ( einfach mit dem Fingernagel abwischen ), ist kein Stachel vorhanden, war es eine Wespe, denn die nimmt ihren Stachel wieder mit und sticht gegebenenfalls noch mal zu.
Solche Stiche werden als sehr schmerzhaft empfunden, doch der Schmerz klingt allmählich ab. Starke Schwellungen sind eine normale Reaktion und müssen keine Allergie bedeuten. Kühlung oder aufgelegte Zwiebelscheiben lindern die Beschwerden.
Die Wehrhaftigkeit der Bienen schreckt viele Menschen ab, sich einer Bienenwohnung zu nähern, und das ist durchaus sinnvoll. Ohne Stachel würden die armen Tiere sicher von mancherlei Menschen und Räubern gequält und rücksichtslos ihrer Honigvorräte beraubt. Vielleicht hätte man sie sogar schon ausgerottet. Der Mensch, der sie und ihr Staatengebilde näher kennt, begegnet ihr mit Achtung und Respekt. Stiche lassen sich trotzdem nicht gänzlich vermeiden, aber man gewöhnt sich dran, der Schmerz ist so stark wie beim ersten mal, aber man vergisst ihn bald. Hat sich der Körper an das Bienengift gewöhnt, sind auch die Schwellungen als Folge der Stiche nicht mehr so stark.
Auf Bienen- oder Wespenstiche allergisch reagierende Personen bekommen jedoch u. U. einen Kreislaufzusammenbruch und Atemnot, dann ist schnellste ärztliche Hilfe angesagt. Doch der gesunde Mensch sollte mal über dieses kleine Gedicht nachdenken:
„Wenn dich eine Biene sticht
Und dein Aug´ ist angeschwollen,
Denk, sie hat sich wehren wollen
Und den Irrtum bitter büßen,
Mit dem Leben zahlen müssen.
- du stirbst nicht!“
( Aus Freudenstein, „ Handbuch der Bienenkunde“ )
Soweit die Ausführungen über „lästige“ Insekten, die uns Ärger bereiten. Jetzt folgt ein Bericht mit anderen Augen:
Zitat aus „Heinr. Thie´s Handbuch des praktischen Wissens für Bienenzüchter“ 1925 :
Mehr als eine Million Insekten bevölkern die Erde. Keines von diesen vielen ist seit alter Zeit so mit den Menschen in enge Berührung gekommen, keines hat in der Kulturgeschichte eine solche Bedeutung erlangt, wie die Honigbiene. Wir finden sie bei den ersten Anfängen der Kultur. Von allen Kulturvölkern, den Juden, Römern, Ägyptern usw. wurde sie bewundert und mehr oder weniger gepflegt. Kein anderes Geschöpf ist von den Menschen jemals so verherrlicht worden wie die Biene. Philosophen, Naturforscher, Dichter, Gelehrte und Staatsmänner preisen ihre Eigenschaften und Tugenden, wie z. B. Aristoteles, Virgil, Plato, Xenophon usw. und besingen sie in Liedern. ( Ende des Zitats ).
Was macht diese Faszination aus? In früheren Zeiten war sicherlich die Honig- und Wachsernte der treibende Faktor. Gott versprach dem Volk Israel, es in ein Land zu bringen, „das von Milch und Honig fließt“ ( 2. Mose 3:8 ), ein Zeichen von Wohlstand. Doch zu allen Zeiten wurden dem Honig auch mystische Wirkungen nachgesagt. So galt bei den Ur- Indianern der Verzehr von Milch und Honig als Garant für ein langes Leben. Milch und Honig waren auch das Schönheitsmittel der ägyptischen Königin Kleopatra und bis heute gilt ein Glas warme Milch mit Honig immer noch als überliefertes Hausmittel bei Erkältungskrankheiten ( darüber mehr in der Rubrik „Honig“ ).
Doch über diesen profanen Nutzen hinaus erregte die Biene als Wesen die Neugier forschender Menschen. Jeder kann sie beobachten bei ihrer Arbeit an den Blüten, doch ihre Tätigkeit in der Dunkelheit ihrer Wohnung verschloss sich dem Beobachter. Zwar war bei jedem Honigraub aus solch ein Bienenvolk ersichtlich, dass der Honig in sechseckigen Wachszellen, den Waben, gespeichert wurde und dass darüber hinaus in derselben Art Zelle auch Brut, der Nachwuchs, je nach Alter in Form von Eiern, Larven oder Puppen gepflegt wurde, doch Einzelheiten über das Zusammenspiel dieser Tausenden von Bienen ( bis zu 60 000 pro Volk ) waren jahrtausendelang so gut wie unbekannt. Zwar konnte der aufmerksame Beobachter drei Bienenwesen optisch unterscheiden, die wir heute als Arbeitsbiene, Drohne und Königin unterscheiden. Die letztgenannte unterscheidet sich von ihren Genossinnen äußerlich durch einen geringfügig größeren Thorax und einem deutlich längeren Hinterleib. Noch im Mittelalter wurde diese eine größere Biene im Volk als ein Männchen angesehen, das das Volk regiere und deshalb „König“ genannt wurde. Auch glaubte man, dass dieser König der Anführer beim Auszug eines Schwarmes sei, der den Bienen die Richtung des Fluges weise. Daher der Name „Weisel“, noch heute die imkerliche Bezeichnung für die Königin und das, was mit ihr zusammen-hängt.
Heute weiß man, dass die Königin zwar die Mutter des Stockes ist, sie legt in der Hochsaison bis zu 2000 Eier pro Tag, aber nur indirekte „Weisungsbefugnis“ hat, weil ihr Einfluss von einem von ihr produziertem Pheromon, der „Königinnensubstanz“ ausgeübt wird. Bei nachlassen dieser Substanz schaffen die Bienen sich eine bzw. mehrere neue Königinnen nach, die dann um die „Herrschaft“ kämpfen. Zuvor hat in der Regel die Hälfte der Bienen mit der alten Königin den Stock verlassen, um sich eine neue Wohnung zu suchen = Vorschwarm. Bevor diese gefunden ist, sammeln sich die Bienen um ihre Königin z.B. einem Baumast, Strauch o.ä. und bilden eine Schwarmtraube = dicht sitzender „Klumpen“ von Bienen, ca. 20 000 Stück. Zwischenzeitlich reifen im Brutnest die neuen Königinnen heran und meistens gibt es noch einen oder mehrere Nachschwärme mit jungen, unbegatteten Königinnen, letztlich bleibt eine junge unbegattete Königin im Restvolk zurück, nachdem sie ihre Rivalinnen getötet hat. Folgt eine Schlechtwetterperiode kann es sein, dass die Jungkönigin nicht zum Hochzeitsflug ausfliegen kann bzw. bei diesem keine Drohnen antrifft, die sie begatten. Dann beginnt solch eine unbefruchtete Königin nach einigen Wochen auch Eier zu legen, diese sind jedoch unbefruchtet, aus ihnen entstehen ausschließlich Drohnen. Nur mit Männern ist aber kein ( Bienen)Staat zu machen (!!) das Volk geht zugrunde, wenn nicht der Imker eingreift, um rechtzeitig eine neue Königin aus seinem Zuchtbestand „einzuweiseln“, was aber nicht so einfach ist, wie es sich liest, denn die Bienen sind „regierungstreu“, ergreift man nicht spezielle Vorbeugungsmaßnahmen stechen sie jede fremde Königin ab.
„Verunfallt“ eine Königin und stirbt, können die Bienen sich selber eine Königin „nachschaffen“, solange noch offene Brut im Alter kleiner als 3 Tage vorhanden ist. Der große Trick: durch Änderung der Futterzusammensetzung wird aus einer Larve, die sich sonst zu einer kurzlebigen Arbeitsbiene entwickeln würde, eine Königin!
Hallo ?? die Lebenserwartung einer Königin ist so um die 10 X höher als die einer Arbeitsbiene, diese Lebensverlängerung ist die Folge des Futters,… da müsste man doch….? ( Wer daran glaubt: dieser königliche Futtersaft ist als „Gelee Royale“ im Handel erhältlich ).
Zitat aus Herold, „Neue Imkerschule“:
Es ist wirklich etwas Erstaunliches um das Leben der Biene. Schon vor Jahrhunderten haben sich Gelehrte mit der Biene beschäftigt. Heute gibt es in allen Kulturländern Forschungsinstitute, die jahraus-jahrein sich bemühen in die Geheimnisse des einzelnen Bienenkörpers wie des ganzen Volkes einzudringen. Sie sind zusammengefasst in einer Weltorganisation für Bienenforschung. Man sollte meinen, bei soviel gelehrter Arbeit müsste den Leuten längst der Stoff ausgegangen sein. Es müsste alles klar auf der Hand liegen. Und doch läuft die Forschung immer weiter. Immer noch wird Neues entdeckt und aus jeder neuen Entdeckung wachsen neue Fragen. Es war nicht möglich, alle Einzelheiten des bisher erkannten hier auszubreiten. Aber das, was gesagt wurde genügt wohl, um zu begreifen, dass dieses einzigartige Lebewesen den schlichten Mann des Volkes wie den hoch gelehrten Professor mit Recht zu fesseln und mit Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens zu erfüllen vermag. ( Ende des Zitats )
Zitat aus der Bibel:
Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit. Auch die unabsehbare Zeit hat er in ihr Herz gelegt, damit der Mensch das Werk nie herausfinde, das der wahre Gott gemacht hat vom Anfang bis zum Ende. ( Prediger 3:11 )
Und das ist gut so! Deshalb wird es auch alten erfahrenen Imkern nie langweilig bei der Arbeit mit „ihren“ Bienen und deshalb lassen sich hoffentlich auch junge Generationen immer wieder von der „Faszination Biene“ fesseln.